NEOCRACY - Who To Blame?
ARTIST: Neocracy
TITLE: Who To Blame?
LABEL: Independent
RELEASE DATE: 15.09.2024
GENRE: Rock / Alternative
COUNTRY / CITY: Deutschland
RUNNING TIME: 36:12
RATING: 7 / 10
Die Alternative Rock/Crossover-Fraktion NEOCRACY legt mit "Who To Blame?" Album Nummer Zwei vor. Die Platte bietet neun energetische Songs. Auffällig beim ersten Hördurchlauf ist die ausgeprägte Emotionalität, welches die Band in ihren Songs an den Tag legen. Die ausnahmslos auf Englisch gehaltenen Texte sind dabei glücklicherweise nicht nur Mittel zum Zweck, sondern besitzen den nötigen Anspruch und Tiefgang. "Revenge" ist eingängig und progressiv zugleich, wobei ich das Gefühl habe das dieses Album im allgemeinen Progressiver ist als das Debüt. Auch hören wir gleich im Opener die eingestreuten Growls von Tim Pannek. "Guilt" beginnt rockiger und wird, wie die meisten Songs von der wunderbaren Stimme Franziska Stolzes getragen. Im Mittelteil legt der Song sogar noch etwas zu. Auch "Torment" präsentiert sich sehr progressiv, besonders schön der Einsatz des Wah-Wah-Pedals. Musikalisch agiert der Fünfer phasenweise sehr behutsam und zurückhaltend, es geht aber auch deutlich härter zur Sache: Songs wie das treibende "Oblivion", bei der der volle Stimmumfang der Sängerin zur Geltung kommt oder das sehr kraftvolle "Stand Strong" sind impulsive Beweisstücke dafür. Letzteres mit stark präsenter Gitarrenarbeit von Volker Pannek und nur weiblichen Vocals. Wie auf dem Debüt auch zählt auch hier gesangliche Abwechslung. Und der flotte Prog-Song "Patience" erscheint mir eine hektische, frickelige Nummer zu sein, was auch den dualen Screaming/Growling Parts geschuldet ist, in Kombination mit den weiblichen Vocals, die nicht nur wie gesagt hektisch, sondern auch etwas verstörend wirken.
Auch "Image Of Unity" nimmt nach etwas Anlaufzeit Tempo auf und überzeugt mit ausgefeilter Gitarrenarbeit und viel Dynamik. Zu den weiteren Songs, die live gut funktionieren sollten, gehört die "Victim", wobei wir auch hier wieder drei verschiedene Stimmen übereinander haben. Ich finde das persönlich wirklich anstrengend, denn wir hatten bis auf zwei Songs, in jedem einen vielfältigen Stimmkosmos. Nachdem es auf "Pure Organic" den Song "Nordic Sky" gab, schließen wir hier mit "Nordic Sky II" ab. Dieser ruhige Song gibt einen am Ende jedenfalls wieder Raum zum Atmen. Positiv muss außerdem, das sehr bedachte und frische Songwriting von NEOCRACY hervorgehoben werden, mit dem man sich vor etablierten Genre-Größen keineswegs zu verstecken braucht. Die Songs sind einerseits kompakt und greifbar, bieten andererseits aber immer wieder clever inszenierte Überraschungen, eingebettet in einen progressiven Gesamtansatz. Das Album ist härter und komplexer als das Debüt, der Sound hätte kraftvoller ausfallen können und die unterschiedlichen Gesangsstile kann man gut finden. Nichtsdestotrotz gibt es hier coole Rockmusik, von einer Band, die langsam mal etwas mehr Ansehen verdient hat, als sie derzeit genießt, welches vor allem Freunden emotionaler, experimentierfreudiger Rockmusik wärmstens ans Herz gelegt sei.
TRACKLIST:
Revenge
Guilt
Torment
Oblivion
Stand Strong
Patience
Image Of Unity
Victim
Nordic Sky II
LINE-UP:
Volker Pannek - Guitar
Tim Pannek - Bass / Vocals
Franziska Stolze - Vocals